Er kam, dirigierte und gewann alle Herzen
Wolfgang Geiger beendet seine Karriere bei der Stadtkapelle Hanauer Musikverein / Beim Jahreskonzert spornt er seine Musiker zu Höchstleistungen an
Bericht und Fotos : Oscar Sala - Kehler Zeitung
Er kam, dirigierte und gewann die Herzen seines Publikums - und das 22 Jahre lang. Mit dem traditionellen Jahreskonzert der Stadtkapelle Hanauer Musikverein Kehl endete am Samstag in der vollbesetzten Kehler Stadthalle die mehr als zwanzigjährige Ära von Wolfgang Geiger.
Kehl. Wolfgang Geiger nahm an diesem Abend ein letztes Mal den Taktstock der Hanauer in die Hand. Diese musikalische Zäsur wollten sich zahlreiche Kehler natürlich nicht entgehen lassen, die den scheidenden Dirigenten zum Schluss mit stehenden Ovationen verabschiedeten. Oberbürgermeister Toni Vetrano würdigte Geigers langjähriges, erfolgreiches Engagement: »Wolfgang Geiger hat in den letzten Jahren die Stadtkapelle zu dem gemacht, was sie heute ist: ein Orchester, auf dem die Stadt stolz sein kann sowie ein Orchester, das musikalisch auf einem hohem Niveau konzertiert und dabei den Geschmack des Publikums zielsicher trifft«. Der Hanauer-Dirigent sei immer auf der Suche nach Neuem gewesen und habe dabei keine Herausforderungen gescheut.
Außergewöhnliches Engagement habe er stets in der Jugendarbeit gezeigt. Darüber hinaus war Geiger auch musikalische sehr kreativ: »Mit seinen Kompositionen hat er immer wieder seine Verbundenheit mit Kehl bekundet«, so Vetrano.
Taktgefühl mit Taktstock
Großen Vorschuss-Beifall erhielten schon beim Einzug die Stadtkapelle samt ihres Dirigenten. Der leidenschaftlich vorgetragene Einzugsmarsch aus »Der Zigeunerbaron« leitete den kurzweiligen Abend ein. Wolfgang Geiger bewies einmal mehr, dass er nicht nur den Taktstock schwingen, sondern auch seine Musiker zu Höchstleistungen führen kann. Letztere gaben für ihren Dirigenten ein letztes Mal ihr Bestes und zeigten sich in Höchstform.
Dvoraks »Carnival Overtüre«, aber auch Händels Einzug der Königen von Saba aus »Salomon« sowie eine temperamentvoll interpretierte »Conga del Fuego Nuevo« (Solisten: Tobias Brakhan Annweiler und Bernhard Beiser) beeindruckten. Begeisterten Beifall gab es bei der »Badieneri« von Johann Sebastian Bach für die junge Nachwuchsflötistin Lara Brunow.
Mit dem mitreißenden Marsch »Dedication to Victory« ging es in die Pause. Bei »Sexbomb« und »Last Call« in den zweiten moderneren Programmteil glänzten vor allem die Solisten: Stefanie Ross, Jörg Merbitz, Vanessa Duc, Ference Brodowsky, Peter Pund, Luca Sehnke, Stefan Müller, Patrick Walter, Heike Stech, Emily Arbogast, sowie Jennifer Geiger und Ralf Hartmann.
Hervorragende Arbeit leisteten hier neben den Bläsern das junge Schlagzeugregister und nicht zuletzt Gunnar Sommer am Mischpult.
Zu seinem Abschlusskonzert hatte Geiger mehrere seiner Arrangements mitgebracht: Bei »Sexbomb« gab Sängerin Michelle Wielat begleitet von Karl Heinz Fimeyer an der Trompete einen prächtigen Einstand. Sänger Björn Geiger setzte mit »Suspicious Minds« von The King den glanzvollen Schlusspunkt und konnte bei der Zugabe »Sway« von Michael Bublé die Zuhörer erneut restlos überzeugen.
Für das erste musikalische Glanzlicht hatte zu Konzertbeginn die Bläserklasse unter Jennifer Geiger gesorgt. Für seine schwungvolle Darbietungen bekam der Nachwuchs den verdienten Applaus. Die disziplinierte Junginstrumentalisten haben sich mit ihren Ansprüchen an Schwierigkeitsgrad und Präsentation enorm gesteigert. Viele durften erstmals beim Konzert mitspielen – es sind Julia Tavernier, Ference Brodowsky, Enya und Emily Arbogast, Jean Yves Ihle, Luca Sehnke, Philipp Kovacs und Oskar Schön.
Emotional ging es nach dem Konzert zu, denn viele Wegbegleiter wollten ihren Dirigenten verabschieden. »Weine nicht, weil es vorüber ist, sondern lächle, weil es so schön war!«, zitierte Elisabeth Baumert, die ihre Moderation mit Partnern oder Eltern von Musikern teilte. Vertreter der Bläserjugend und Hanauer-Vorsitzender Martin Baumert überreichten ihrem Dirigenten jeweils ein Präsent.
Höhepunkt Natogipfel
»Unvergesslich sind viele erfolgreiche Auftritte, etwa als die Stadtkapelle beim Nato-Gipfel 2009 unter Geigers Leitung im Rheinvoland das Badner-Lied über den Äther in die ganze Welt schmetterte – unser Dirigent war für uns Musiker nicht nur ein hervorragender Dirigent und musikalisches Vorbild, sondern ist auch ein persönlicher Freund geworden«, so Baumert. Anerkennende Worte und Dank gingen zugleich an Ehefrau Irene Geiger.
Nicht nur die »Hanauer«, sondern auch die Zuhörer werden ihren Kehler Dirigenten sicherlich sehr lange in Erinnerung behalten.