Viel begeisterten Beifall ernteten die beiden Stadtkapellen Hanauer Musikverein und
Harmonie Sundheim bei ihrem ersten gemeinsamen Jahreskonzert.
aus Kehler Zeitung v. 20.03.2023
Foto und Text von Simona Ciubotaru
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Was für ein Konzert! Die Musiker gaben alles. Die lange Vorbereitung machte sich bezahlt. Und das Publikum dankte es mit viel Applaus. |
Kehl. Stellen Sie sich vor: Es war ein langer Tag im beruflichen Einsatz, ungesundes Zeug anstatt richtiges Essen, zu viel Kaffee. Und nach zehn Stunden immer noch kein Bettchen in Sicht Kopfschmerzen durch bohren einem das Gehirn. Darauf kommt diese miese Laune, das Nörgeln, das dann mit kritischem Geist verwechselt wird. Ein Schmerzmittel würde einigermaßen helfen. Definitiv rettet die Geplagten aber ein alternativmedizinischer „Cocktail“, bei dem die Füße sich verselbstständigen, die Hüften schwingen, auf dem Gesicht sich ein Strahlen breit macht und eine Mischung aus Pop, Rock, Jazz und Swing wohltuend Körper und Geist durch strömt. Genauso fühlte sich das Konzert der beiden Stadtkapellen Hanauer Musikverein und Harmonie Sundheim unter Leitung von Dirigier-Zauberer Markus Göpper an.
Am Samstag spielten die Orchester als vereinte Stadtkapelle Kehl ihr erstes Jahreskonzert in der Stadthalle und schickten nach zwei Stunden über 200 best-gelaunte, fröhliche Gestalten in die lauwarme Nacht hinaus. Viele Hintergrundinfos Die „Therapie“ begann mit dem Willkommensgruß des Vorsitzenden Martin Baumert und wurde eng von seiner kulturliebenden Gattin Elisabeth begleitet. Sie breitete eine Fülle von Hintergrund-Informationen zu Komponisten den Musikstücken aus, bei der selbst ein missgelaunter Zuhörer seine schlechte Stimmung gleich vergaß. Denn die kurzen Vorträge waren viel zu interessant und wissenswert. Dazwischen wurde der musikalische explosive Cocktail serviert, mit über zehn Titeln und sehr energischen Galopptempi, mit brillanten Klangmarathons, so dass das Blut von Musikern und Audito rium sich gleich mit Serotonin füllte – miese Laune weg! Die Solisten zeigten sich in bester Form und bekamen viel Jubel und Applaus von den begeisterten Zuhörern, die es nur noch mit Mühe auf ihren Stühlen aushielten. Die „Medikation“ umfasste eine lange Liste von Welt berühmtheiten, die ein halbes Jahrhundert mit Schönheit füllten Komponisten der Post moderne, von Filmmusik und Märschen, von tollem Rock, aber auch von Pop, Jazz und südamerikanischer Musik: Michael Geisler, Robert Sheldo, Rossano Galante, Moises Molleiro, Bert Appermont, John Williams, James Hosay, Jan Valta, Stevie Wonder, Ted Ri cketts, Elmar Bernstein. „Colonel Bogey Marsch“ von Kenneth Alford, erst durch einen Film weltbekannt geworden, schlug am Ende des Abends wie eine Droge an, die lange Nachwirkungen hat. Früher von der Presse „ein neuer Fall von kollektiver Besessenheit durch eine Melodie“ genannt, wirkt die Komposition auch jetzt wie ein Ohrwurm, ansteckend. Im Publikum sang man die Melodie weiter, nachdem der letzte Musiker längst die Bühne verlassen hatte. Nun: Eine gelungene „Therapie“ muss nachhaltig wirken. Markus Göpper gestand, dass er sehr zufrieden mit dem Konzert sei. „Nach der Corona-Zwangspause sind die zwei Orchester gut zusammengeschmolzen. Es war auch ein sehr schwieriges Repertoire und ich habe sehr viel Arbeit reingesteckt. Aber ich glaube, es hat sich ausbezahlt gemacht“. Fürwahr: Im Saal standen strahlende Menschen, in ästhetischer Hinsicht zu friedengestellt, energetisch voll aufgeladen. Und vielleicht hüpfte mancher darauf, lustig vor sich hinpfeiffend, in die lauwarme, ihn zart umarmen de Dunkelheit. Pam-pam, para ra-ra-ra-ra!