In der St. Nepomuk Kirche gab es am Sonntag eine Premiere : die Stadtkapellen "Hanauer Musikverein und "Harmonie" Sundheim fusionierten musikalisch unter Markus Göppers Leitung
aus Kehler Zeitung v. 03.11.2021
von Simona Ciubotaru
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Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte Markus Göpper ein Repertoire gewählt, das teilweise auch von wenigen Musikern gespielt werden konnte. Die Flötistin Marie-Kristin Krieger gab beeindruckend das Concertino von Cécile Chaminade wieder. |
Kehl. Wie der mythische Vogel komplett abgebrannt und vernichtet sind die beiden traditionsreichen Kehler Musikvereine noch nicht gewesen. Aber ziemlich zerfleddert und, nach der coronabedingten überlangen Pause, regelrecht dezimiert und kraftlos, so dass Musiker und Vorstand sich ernsthafte Sorgen um die Existenz ihrer Ensembles machen mussten. Die Lösung fand man in einer musikalischen Fusion (die KEHLER ZEITUNG berichtetet), welche die in einem Orchester notwendige Spielstärke und Besetzung absichert − unter der Leitung des exzellenten Dirigenten Markus Göpper.
Gleichzeitig suchen die beiden Vereine weiterhin nach Musikern und bieten Anfängern eine gründliche, professionelle Musik-Ausbildung an.
Harte Durststrecke
Das lange Spielverbot war für die Musiker eine harte Durststrecke. Markus Göpper probte in der neuen Konstellation, wann es nur ging, zwischen den Lockdowns. Aber ziemlich schnell hatte man festgestellt, dass die Sundheimer und die Kehler Besetzung sich gut ergänzen. Das Resultat der gemeinsamen Anstrengungen und die Früchte ihrer Ausdauer und der Leidenschaft zur Musik präsentierten die zu einem Klangkörper verschmolzenen Ensembles in einem wunderbaren Konzert am Sonntag.
Das Repertoire war vielfältig und wurde so ausgewählt, dass bei unvorhergesehenen pandemiebedingten Einschränkungen das Konzert auch von wenigen Musikern hätte gespielt werden können.
Und so konzertierten nacheinander das Holzbläserensemble, ein Klarinettenquartett, ein Blechbläserensemble und das Saxophonensemble. „Wir wussten nicht, was auf uns zukommt, deswegen wollten wir sicherstellen, dass wir unter allen Umständen dem Publikum etwas bieten können.“ sagte Göpper nach der Aufführung.
Zudem alternierten Kompositionen für Orchester mit großer Besetzung wie „Carol of the Bells“ von Mykola Leontowytsch (1877-1921), „Arche Noah“ von Bert Appermont (geb. 1973), „Backdraft“ von Hans Zimmer (geb. 1957) oder „Concertino für Flöte und Orchester op. 107“ von Cécile Chaminade (1857-1944) mit Kammermusik von Bach, Händel, Carl Böhm (1844-1920) und so weiter. Die Letzteren wurden selbstverständlich in kleiner Besetzung − Klarinettenquartett, Holz-, Blechbläser- und Saxophonensemble − vorgetragen.
Es war ein Konzert voller Glanz. Obwohl die Instrumente wegen der Kälte in der Kirche sehr litten und manchmal der Klang nicht ganz akkurat ertönte, stellten die Musiker erneut ihr Können unter Beweis. Markus Göpper dirigierte nicht – er malte mit Klängen, in großen Bögen, voller Kraft und Glamour. Göpper war wie ein Zauberer: Unter seinen Händen entfaltete das neue Orchester den bei der Kehler Stadtkapelle wohlbekannten, kompakten Sound, vollgeladen mit einer unglaublichen Energie und Dynamik. Bemerkenswert waren erneut die jungen Perkussionisten, die dem Verein nicht verlorengegangen waren. Auch die sehr begabte, erst 18 Jahre junge Flötistin Marie-Kristin Krieger begeisterte das Publikum mit ihrem Solo im „Concertino“ von Cécile Chaminade.
Die Zuhörer feierten dementsprechend die Musiker und ihr phönixartiges Comeback.